Kia ora in Neuseeland!

Vor genau 100 Tagen bin ich in Frankfurt gestartet und bin nun in Aotearoa, dem Land der langen weißen Wolke, meinem zweiten Ziel angekommen. Der Start hier war leider nicht so gut, aber jetzt geht es wieder aufwärts!

Von Melbourne ging es abends um 23.35 Uhr (also genau 25 Minuten bevor mein Visum ausgelaufen wäre;-)) nach Auckland – Ankunft nach neuseeländischer Zeit um 5.15 Uhr. Hier bin ich dann vom Flughafen ca. 2 Stunden mit 3x Umsteigen mit dem Bus quer durch die Stadt nach Remuera, einem Stadtteil von Auckland. Dort wollte ich für 2 Wochen in einem kleinen Guesthouse für Unterkunft und einem kleinen Taschengeld arbeiten. Dort angekommen, erwartete mich eine unschöne Überraschung… Niemand da, der mich in Empfang nahm, trotz vorheriger Absprache. Ich saß also nach ca. 24 Stunden ohne Schlaf bei grade mal 20 Grad (und das ist echt heftig nach vorher angenehmen 40 Grad in OZ!!!) im Regen vor verschlossener Tür. Eine Klingel gab es nicht, ich konnte also nix andres tun als warten, bis jemand aufwacht. Nach ca. 2 Stunden ging auch die Tür auf und ein Typ kam raus. Ich stellte mich vor – und nächste Überraschung – er wusste nix von mir. Es hat sich dann rausgestellt, dass er nur ein Gast ist und die Leute, die dort arbeiten auch nicht kennt. Er hat mir dann das WLAN-Passwort gegeben und so konnte ich den Besitzer anrufen, der gerade in Südamerika ist. OK, das wusste ich, ausgemacht war, dass ich von 2 Mädels, die den Job die letzten Wochen gemacht haben, eingelernt werde. Die waren aber nirgends auffindbar. Am Telefon erfuhr ich dann von Jamie, dem Besitzer, dass die schon länger nicht mehr da sind und ich also auf mich alleine gestellt bin. Wäre ja eigentlich kein Problem gewesen, wäre da nicht die nächste böse Überraschung. Jamie lotste mich dann per Telefon ums Haus herum zu meiner Unterkunft, dem Backpacker-Dorm im unteren Bereich. Mich hat fast der Schlag getroffen, überall Müll, ungemachte, muffige Decken und ein Bad, da fehlen mir die Worte. Und alle, die mich kennen, wissen, ich bin selbst nicht die ordentlichste – Schlappsau lässt grüßen, und wenn es selbst mir zu viel ist, will das schon was heißen!

Ich hätte erst mal mindestens 2 komplette Tage gebraucht um dort soweit klar schiff zu machen, dass ich mich wohl gefühlt hätte. Wäre auch nicht unbedingt das Problem gewesen, da das Haus und das Gelände an sich wirklich schön war, zwar etwas verlebt und runtergekommen, aber mit etwas Putzen und Aufräumen ein nettes Plätzchen. Allerdings war ich pitschnass, übermüdet und langsam etwas sauer. Das hätte der Typ mir mal vorher sagen können! Ich hab also wieder in Südamerika angerufen um das zu klären. Mir wurde dann kurz gesagt: dann putz halt, wenn du so empfindlich bist und da ist mir der Kragen geplatzt. Ich bin mit Sack und Pack wieder gegangen. Und das ist normalerweise nicht meine Art, wenn ich irgendwo einen Job zusage, mache ich ihn auch… Ich hätte das ja auch alles gemacht, hätte er mir für den Anfang etwas mehr „Taschengeld“ zugesagt, aber davon wollte er nix wissen.

Ich bin dann bei strömendem Regen zurück in die Stadt. Leider war die Innenstadt ziemlich ausgebucht und so hab ich mir – gereizt, enttäuscht und schlecht gelaunt, ein 4-Sterne-Appartement etwas außerhalb gegönnt. 2 Tage und einige Massagen im Wellness-Bereich später, war ich bereit Auckland und Neuseeland noch eine Chance zu geben. Hab mir dann eine Unterkunft in der Innenstadt gesucht, aber es war einfach der Wurm drin. Ich hab mich etwas hängen lassen. Meinen 40. Geburtstag hab ich schmollend auf dem Zimmer verbracht… Aber am nächsten Tag hab ich mir selbst einen Arschtritt verpasst und mich aufgerafft. Nach einer Wanderung auf den Mount Eden und einem Abendessen mit einem netten Pärchen aus Miltenberg, das ich im Hotel kennengelernt habe, sah die Welt wieder etwas besser aus;-)

Am nächsten Tag war ich mit früheren Bekannten aus Neckargemünd verabredet, die ein paar Monate in einem Vorort von Auckland wohnen. Also gings mit der Fähre raus nach Beachland/Maratei, wo es nach bestimmt über 15 Jahren ein Wiedersehen mit Frank & Heike gab (Facebook sei Dank!). Zusammen mit ihren 3 Kids und einem weiteren ehemaligen Neckargemünder haben wir einen schönen Tag in ihrem Haus am Strand verbracht – mit Bier, Sekt, leckerem Barbe-Q und vielen alten Geschichten!

Dann war es Zeit für mich weiterzuziehen – ich bin mit dem Intercity-Bus (die NZ-Version der Greyhounds) nach Paihia, in die Bay of Islands gefahren. Hier war mal wieder Couchsurfing angesagt, diesmal etwas „off the grid“. Mein Gastgeber war Marty, ein 50jähriger Kiwi-Bushman, der in einem selbstgebauten Holzhaus zusammen mit 3 Hunden und 2 Pferden oben in den Hügeln abseits von allem wohnt. Er hat mich am Bus abgeholt und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden – ok, ich ihn nicht gleich mit seinem Kiwi-Akzent;-) Sein Haus ist wunderschön, sehr einfach, nur mit Solar-Strom, Regenwasser, kein Wifi und mit einem unglaublichen Ausblick von der Terrasse auf grüne Hügel. Den Abend verbrachten wir mit einigen Bier und vielen Geschichten aus seinem Leben. Er ist selbstständiger Holzfäller mit einer tragbaren Sägemühle, früher hat er das sogar an einem Seil vom Helikopter aus gemacht, was nicht gerade ungefährlich ist.
Meine „Couch“ war ein Klappbett in einem eigenen kleinen Zimmer und sehr gemütlich. Die Kompost-Toilette war etwas gewöhnungsbedürftig. Man hing mit dem Hintern über einem Loch über einer Tonne, die draußen unterm dem Haus stand. Es ging also immer eine frische Brise, so hat das Ding aber auch nicht gestunken. Die „Klospülung“ war eine Tasse mit Holzspäne, mit der man seine Hinterlassenschaften züchtig bedeckte;-) Nicht jedermanns Sache, aber ich fands cool.
Ich verbrachte 2 Nächte oben bei Marty. Da er selbstständig ist, hat er sich auch Zeit für mich genommen und wir waren etwas wandern, sind abends auf seinen Pferden in den Sonnenuntergang geritten und haben stundenlang Musik gehört – er spielt Harmonika und hat auch eine kleine Session für mich gegeben.

Dann ging es wieder zurück nach Paihia, einem netten kleinen Ort in der Bay of Islands. Hier bin ich gerade in einem kleinen Appartement in einem Hostel und ab morgen wird es wohl wieder Couchsurfing werden. Ich werde noch so 3-4 Tage hier oben bleiben, habe Peter, einen Ami kennengelernt, der hier „Workaway“ macht und wir wollen zusammen mit seinem Auto die Gegend erkunden.

Leider wird hier natürlich gerade alles überschattet mit den schrecklichen Nachrichten aus Christchurch, die Fahnen sind auf Halbmast, die Bars und Kneipen spielen keine Musik und auch die partymachende Backpacker-Fraktion in den Hostels hält sich zurück. Wir alle – Neuseeländer und Touristen – sind in Gedanken bei den Opfern und deren Angehörigen.

Bis bald, Annette

PS: Die ersten Fotos gibt es auf https://photos.app.goo.gl/wEBCeAMM59DfAxi89

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