Post-Travel-Depression und Heimweh nach Mui Ne…

So meine Lieben, also jetzt bin ich knapp 3 Monate in Deutschland und finde mich nicht wirklich in das Leben hier ein. OK, durch Corona sind die Bedingungen eh unter aller Sau, aber auch so merke ich, dass Vietnam zu verlassen doch nicht die richtige Entscheidung war…. Ich vermisse die Sonne, meine Freunde, den Strand, meine Katze, mein Haus, einfach mein komplettes Leben dort – sogar den Regen!!!

Natürlich habe ich mich tierisch gefreut, meine Mama, meine Schwester und all meine Freunde und Bekannten wiederzusehen. Allerdings hat es sich am Anfang ein bisl wie Urlaub angefühlt, aber als mir dann nach und nach immer bewusster wurde, dass ich nicht so schnell nach Hause, also nach Mui Ne, zurückkehren kann, bin ich irgendwie in so ein Loch gefallen und verbringe die meiste Zeit ziemlich antriebslos auf der Couch, telefoniere fast täglich mit meinen Mates in Vietnam und schwelge in Erinnerungen… Außerdem überkommt mich langsam aber doch die Langeweile, auch wenn Mama mich immer wieder mit „Sklaven-Arbeiten“ (irgendwie muss ich ja meine Unterkunft und Verpflegung verdienen) auf Trab hält… 🤣

Doch zum Glück hat das in ca. 2 Wochen ein Ende – ich starte (so Corona will) einen Job als Saison-Rezeptionistin über Winter in Lech am Arlberg (Österreich). Neues Land – neueHerausforderung! Und wahrscheinlich sakrisch kalt, aber die passende Ausstattung hab ich schon gefunden…

Als ich Mitte August in Deutschland gelandet bin, hab ich direkt losgepowert. Gleich am nächsten Tag einige Bewerbungen verschickt, da mein Plan ja stand: Etwas Zeit mit Family und Freunden hier verbringen und dann ab nach Österreich über die Ski-Saison und hoffentlich nächstes Jahr im Mai/Juni wieder zurück nach Vietnam. Habe auch gleich 3 Einladungen zu Vorstellungsgesprächen in Lech und St. Christoph erhalten. Yeah, gleich mal fix gemacht. Dann aber: ok, wie kommste dahin? Also musste schnellstmöglich ein Auto her. Innerhalb von knapp einer Woche hab ich mir dann einen alten Renault Clio gekauft. Zum Glück hat alles so schnell mit neuem TÜV und Anmeldung geklappt, dank dem „Mausefallen“-Händler aus Meckse🤣

So bin ich also knapp eine Woche nach meiner Ankunft mit meiner knallroten Knutschkugel losgefahren ins schöne Lech. Hatte im Vorfeld nach günstigen Pensionen gesucht – und wer Lech kennt, das ist nicht so wirklich der Ort für den kleinen Geldbeutel. Habe trotzdem eine sehr nette Pension gefunden und per E-Mail ein Zimmer reserviert. Prompt kam die Bestätigung: Gerne! Brauchen Sie Wanderkarten? Meine Antwort: Nein, bin dort zu Vorstellungsgesprächen… Reaktion vom Pensions-Wirt: Na, dann sind wir vielleicht bald Kollegen, ich gebe dir eine Preisnachlass von 10 EUR pro Nacht!!! Damit hatte mich die österreicher Gastfreundschaft schon fast überzeugt – aber es kam noch besser…

Nach knapp 5 Stunden Fahrt bin ich in Lech angekommen, schon beim Durchfahren war ich hellauf begeistert. Klein, überschaubar und Skipisten rundrum. Konnte schon den Schnee unter meinen Carvern spüren🤣

       

In meiner Pension angekommen, wurde ich gleich von Patrick, dem Pensionswirt begrüßt – junger, netter Typ in meinem Alter. Ich durfte mir ein Zimmer aussuchen und wurde auf ein Willkommensbier eingeladen, weil er etwas mit mir besprechen wollte… Was konnte das wohl sein? Überraschung: Er hatte ein Vorstellungsgespräch für mich klargemacht bei einem Bekannten von ihm! Da war ich mal baff. Also sind wir direkt dort hin und ich hatte in legeren Autofahrer-Klamotten, Turnschuhen und einem Bier im Kopp mein erstes Vorstellungsgespräch! War auch super und klang ziemlich gut, allerdings war das keine Saisonstelle, sondern unbefristet… Deswegen hab ich auch gleich abgesagt (die hätten mich nämlich vom Fleck weg eingestellt), aber ich will ja nächstes Jahr zurück…

In den nächsten 3 Tagen hatte ich dann einen richtigen Vorstellungsmarathon – insgesamt 7 Gespräche (diesmal mit dem richtigen Outfit), teils als Reaktion auf meine eigenen Bewerbungen, teils weil Patrick noch welche klargemacht hat. Abend saß ich meistens zusammen mit Patrick und seiner Freundin Marina bei einem Glas Wein auf der Terrasse und habe den ziemlich beeindruckenden Sonnenuntergang in den Bergen angeschaut. Vielen Dank, Patrick und Marina, für eure Gastfreundschaft, die super Betreuung und eure Vermittlungen. Wir sehen uns im Winter auf der Piste!!!!

Nach 4 Tagen in Lech gings wieder zurück. Habe einen Tag verlängert, da ich mit Marina noch auf den Rüfikopf gefahren bin und etwas wandern war – musste mir ja etwas von der Umgebung anschauen, da mir eigentlich schon klar war, dass Lech der Ort ist, wo ich arbeiten will. Meine anderen geplanten Gespräche in Serfaus und Ischgl hab ich direkt abgeblasen. In Lech hatte ich 3 Favoriten, die dortigen Gespräche sind super gelaufen und Gehalt ist in Österreich eh top…. Also die Qual der Wahl, welches soll es werden und bekomme ich von dort auch den Zuschlag? Ich hab auf meinen Bauch gehört und mich für das Hotel „Kristberg“ entschieden, ein sehr traditionsreiches 4-Sterne Haus. Als ich den anderen abgesagt habe, ebenfalls 2 sehr gute Adressen (darunter das 5-Sterne-Hotel „Hospiz St. Christoph“), drückten mir beide ihr Bedauern aus, da sie sich für mich entschieden hatten… Wow, ich dachte echt nicht, dass ich so begehrt bin. Von insgesamt 15 Bewerbungen hatte ich 10 Einladungen zu Gesprächen, 7 davon wahrgenommen und davon 4 Zusagen… Nicht schlecht!

Die kommenden Wochen nach meinem Österreich-Trip bin ich dann in mein besagtes Loch gefallen. Dazu kam noch, dass mir die deutschen Behörden und Ämter einen Tritt verpasst haben: kein Anspruch auf Arbeitslosengeld = keine Krankenversicherung. Vor meinem großen Trip hatte ich damals mit dem Arbeitsamt telefoniert: Muss ich mich für 5 Tage zwischen dem letzten Arbeitstag und dem Abflug arbeitslos melden? „Nein, das müssen Sie nicht unbedingt“. Ok, also dachte ich mir, spare ich mir den Aufwand 2x aufs Amt zu fahren… Direkt am ersten Tag, als ich dann aus Vietnam zurück war, meldete ich mich also arbeitslos. Mir war klar, dass ich die 3 Monate Sperre bekomme, aber mir ging es auch mehr um die Krankenversicherung… Also alles schön gemacht, wie die mir gesagt hatten. Dann kam der ABLEHNUNGSBESCHEID!!! Mir stände überhaupt nix zu, da ich in den letzten 2 Jahren nicht 12 Monate in die gesetzliche Arbeitslosenversicherung eingezahlt hätte… WtF???? Was mir damals nämlich leider nicht gesagt wurde und auch nur sehr schwer rauszufinden ist: Hätte ich mich damals für diese paar Tage arbeitslos gemeldet, hätte ich meinen Anspruch auf Arbeitslosengeld für 4 Jahre aufrecht erhalten… Danke, liebes Arbeitsamt für unvollständige Informationen… Über Arbeitslosengel II konnte ich die Krankenversicherung auch nicht laufen lassen, da ich dafür zu viel auf dem Konto habe…

Also blieb mir nix andres übrig als mich für teures Geld freiwillg zu versichern… Und da ich hier in Deutschland während meiner Reise gemeldet geblieben bin, musste ich auch noch 1,5 Monate nachzahlen, da meine Auslands-Krankenversicherung Anfang Juli schon ausgelaufen ist… Durch Corona wurde sie nicht verlängert und ich hätte eine neue, teurere abschließen müssen. Da du in Vietnam aber für ’n Appel und ’n Ei zum Arzt gehst, hatte ich das erst mal nicht gemacht. Und zack – gleich dafür bestraft worden. Das Gesetz besagt nämlich (wurde mir bei der Krankenkasse dann auf Nachfragen wg der hohen Rechnung gesagt): Solange man in Deutschland gemeldet ist, besteht Versicherungspflicht. Egal, ob du in dieser Zeit in Deutschland bist oder dich sonst wo rumtreibst…

Für mein erneutes Auswandern bin ich jetzt also schlauer: Wohnsitz in Deutschland abmelden um der Versicherungspflicht zu entgehen… Und falls ich irgendwann doch wieder ganz nach Deutschland zurückkommen sollte, muss ich erst wieder 12 Monate arbeiten, damit mir Arbeitslosengeld zusteht (obwohl ich von meinem 18. bis 39. Lebensjahr fleißig in die gesetzliche Arbeitslosenversicherung eingezahlt habe😡😡😡😡😡)

Naja, ich habe mich genug darüber geärgert, habe jetzt meine Krankenversicherung und nutze sie direkt aus – gleich mal zu allen Ärzten, die es so gibt, um mich durchchecken zu lassen. Wenn ich schon so viel Geld bezahle, will ich auch etwas davon haben!!!

In 2 Wochen geht es dann endlich los – Lech, ich komme. Ich reise 5 Tage früher an um mich einzugewöhnen und mich in meinem gemütlichen Zimmer im Mitarbeiter-Haus einzurichten bevor es dann mit der Einarbeitung losgeht. Die ersten 2 Wochen ist das Hotel nämlich noch geschlossen und man wird von der Pike auf eingelernt, ab dem 1.12. startet dann offiziell die Winter-Saison – wenn Corona uns nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht. Aprés-Ski ist in ganz Österreich schon abgesagt und auch die Zahlen steigen, genau wie hier in Deutschland rasant… Wir werden sehen. Falls es nicht klappt, kommt Plan B: Ich werde mich mit DHL per Express-Paket nach Vietnam verschicken lassen🤪🤪🤪🤣🤣🤣🤣🤣🤣

So long, ihr Lieben! Werde mich demnächst wieder melden, diesmal dann mit News, wie es mir bei den Schluchtenscheißern so gefällt!!!

PS: Kurz noch zu Vietnam: Corona ist mal wieder fast besiegt dort, das Leben läuft wieder ohne Masken fast normal. Dafür wird Zentral-Vietnam von Taifunen und Überschwemmungen heimgesucht: bisher 9 Taifune in 2 Wochen, dazu anhaltende Regenfälle. Viele Orte, darunter auch Hoi An, wo es mir auch sehr gut gefallen hat, stehen unter Wasser. Mui Ne ist zum Glück nicht davon betroffen und meinen Mates geht es allen sehr gut. Sie vermissen mich und meine Katze hat mich gerade zur Oma gemacht❤️❤️❤️❤️

This entry was posted in Allgemein. Bookmark the permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.