Zurück in der Zivilisation!!!

So, nach 3 Wochen im Outback bin ich jetzt wieder in der Zivilisation angekommen und melde mich zurück. Ich kann euch sagen, es war einfach nur eine Wahnsinns-Erfahrung. Genau so, wie ich mir es vorgestellt habe!
Auf der 10stündigen Hinfahrt nach Mungallala (weiß jetzt auch wie man es ausspricht;-)) war ich wahnsinnig nervös, aufgeregt, aber auch total gespannt, was mich da wohl erwartet. Im Bus habe ich gleich eine sehr nette Australierin, Helen Golden, kennengelernt und mich lange mit ihr unterhalten. Lustigerweise kannte sie meine Farmfamilie und hat mir in höchsten Tönen von der lovely Bryant-Family vorgeschwärmt. Und falls es mit ihnen nicht klappt, kann ich sie anrufen und ich bin jederzeit auf ihrer Farm willkommen… So sind sie halt die Aussies;-)

Aber es hat geklappt! Als der Bus in Mungallala, welches aus 5 Häusern und einen Pub mit Hotel besteht, ankam, wurde ich schon von Rosie erwartet und mit offenen Armen empfangen. Es war gleich Liebe auf den ersten Blick. Schon auf der 40minütigen Fahrt nach Albury, der Farm, haben wir uns super verstanden. Dort angekommen, wurde ich gleich vor die Wahl gestellt, wo ich wohnen möchte: entweder mit der Familie im Haupthaus oder im alten Schulhaus ein paar Meter entfernt. Ich entschied mich für das Schulhaus, welches aus einem Schlafzimmer mit Ventilator bestand und einer Außendusche mit Klo mit ein paar 100 Spinnen;-) Ein alter Caravan stand auch noch da, in dem es eine Kochmöglichkeit gab. So hatte ich mein eigenes Reich… Kaum mein Backpack abgestellt, ging es auch schon direkt los zum Kälber füttern, welches zu meiner Hauptaufgabe wurde. 9 und am Schluss 11 hungrige Kälber, die entweder von ihrer Mutter nicht angenommen wurden oder Waisen-Kälber waren, musste ich jeden Tag zweimal mit Milch füttern, teils mit der Flasche, teils mit einer Art Eimer mit Zitzen.
Danach hab ich dann den Rest der Familie kennengelernt: Pete, der Farmer sowie Lachie und Alex, die Söhne. Alex war nur zu Besuch da, er lebt nicht auf Albury, sondern auf einer Farm im Northern Territory, wo er Rinder mit dem Hubschrauber treibt. Lachie, der älteste Sohn, lebt seit ein paar Monaten ganz auf der Farm und wird sie auch eines Tages übernehmen. Dann gibt es noch 3 Haushunde, 10 Working Dogs und 9 Hühner und natürlich 1000 von Rindviechern. Ach und Phil, der Farmarbeiter und Hicksey, ein guter Freund der Familie, der auch auf Albury lebt.

Mein Farm-Alltag sah so aus: Aufstehen um 5.30 Uhr, dann rüber ins Haupthaus zum Kaffeetrinken und besprechen, was alles so ansteht den Tag über. Anschließend bin ich mit den Working Dogs eine Runde laufen gegangen. Und das war immer ganz schön trubelig. Normalerweise sind sie brav an der Kette in ihrem Kennel, doch sobald sie mich sahen, wussten sie – jetzt gehts los. Einen nach dem anderen losgemacht und ab die Post. Das war ein Gerenne, wenn alle Hunde dabei waren… Aber sie hören relativ gut und nur wenn uns ein paar Rinder unterwegs begegnet sind, musste ich brüllen. Manchmal gab es auch ein paar Beißereien, die sich zum Glück von alleine aufgelöst haben. Ansonsten: Take a stick and beat the daylight out of their fucking asses. Gottseidank musste ich nie… Aber nicht dass ihr jetzt denkt, die Hunde würden da schlecht behandelt – im Gegenteil, jeder einzelne wird abgöttisch geliebt und bekommt seine Streicheleinheiten.

Nach dem Spaziergang ging es für einen Teil der Hunde zum arbeiten und für mich zu meinen Poddies, also den Kälbern. Erst mal knapp 10 Liter Milch anrühren und dann die hungrigen Mäuler stopfen. Nach knapp 2 Tagen haben sie mich als Mama-Kuh akzeptiert und kamen schon angerannt, wenn sie mich gesehen haben. Es wurde auch eine strikte Reihenfolge beim Füttern eingehalten, die sie von alleine befolgt haben. Sobald die Babys versorgt waren, durften sie für den Tag raus aus dem Paddock und frei rumlaufen. Für mich gabs dann auch Frühstück, zusammen mit Rosie, die mir dann für den restlichen Tag kleinere Aufgaben gegeben hat wie z. B. Gartenarbeit, Fenster putzen, Tränken saubermachen, Haushunde baden, getrocknete Kuhscheiße in Säcke als Dünger schaufeln usw. Mehr wie 2bis 3 Stunden war es aber nie. Den Nachmittag hatte ich dann zur freien Verfügung. Entweder konnte ich im Garten relaxen, mit dem Quad eine Tour machen oder auch mit Lachie und Pete zu den Rindern raus und mir das Zusammentreiben, Brandmarken, kastrieren usw. anschauen. Manchmal durfte ich auch da ein bisl mithelfen wie z. B. das Kälbergatter öffenen und schließen, die Kühe zählen, die Zange für die Ohrmarken oder auch das Skalpell zum kastrieren anreichen. Testweise durfte ich auch mal eine Ohrmarke und ein Brandzeichen selbst setzen.

Gegen Abend hab ich dann wieder meine Poddies eingefangen. Dazu hatte ich meinen eigenen Working Dog namens Pocket dabei. Der ist mir sowieso die ganzen 3 Wochen nicht von der Seite gewichen und hat alle angeknurrt, die mir zu nahe kamen, ob Mensch oder Tier. Am liebsten ist er aber mit mir Quad gefahren;-) Nach der Abendfütterung der Kälber hab ich dann noch die Hühner ins Bett gebracht und dann war Cocktail-Time. Immer so gegen 19 Uhr nach getaner Arbeit saßen wir zusammen auf der Terasse und es gab Drinks. Anschließend ein gemeinsames Abendessen. Öfters auch mal vorm Fernseh, vor allem während der Finals der Australian Open oder zu Cricketspielen. Und gegen 21.30 Uhr bin ich müde ins Bett gefallen. Außer die paar Tage, als Millie, die Tochter zu Besuch war. Wir saßen dann doch des öfteren mit Rosie auf 1 bis 4 Flachen Wein zusammen und haben tiefschürfende Mädelsgespräche geführt;-)

Die spannendsten Momente waren die nächtliche Dingo-Jagd mit Lachie mit Übernachten im Swag unterm Sternenhimmel (nur das Zerlegen des Dingos am nächsten Tag war nicht ganz so schön) und die Schlange im Haus, eine Brown Snake (höchst giftig), die von Pete und Lachie durchs ganze Wohnzimmer gescheucht wurde. Ich stand zur Sicherheit auf dem Eßtisch. Am Schluss hat sich die Schlange in der Couch versteckt und die Jungs haben kurzer Hand die Couch einfach in den Garten getragen und so lange drangetreten, bis sie raus war. Aber ich kann euch sagen – ab da saß ich abends auf dem Sessel und nicht mehr auf der Couch;-)
Alles in allem hatte ich eine wunderschöne und tolle Zeit auf Albury, ich wurde herzlichst in die Familie aufgenommen und habe mich pudelwohl gefühlt. Der Abschied von allen ist mir schon sehr schwer gefallen und wäre ich nicht schon die nächsten Tage in Byron Bay mit Freunden verabredet, wäre ich bestimmt noch länger geblieben!!!


Rosie, Pete, Lachie, Mill & Alex – thank you so much for this great time on Albury. Felt like home and hope to come back one day. Will miss you, the dogs and espacially my poddies! Take care of them! And Lachie, thanks for this world best mashed potatoes and I´m happy that you survived my curry;-) Love, Annie

So, das war jetzt mal ein etwas längerer Bericht und der hätte noch viel länger werden können… Falls ihr zu meinem Farmstay noch irgendwas wissen wollt, was ich hier vergessen hab – schreibt mir an annette-unterwegs@web.de.

Cheers, Annette

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